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H. Berthold AG

Große Schriftgießerei, die 1858 von Hermann Berthold in Berlin als Institut für Elektrotypie gegründet wurde. Im Jahr 1878 führte Berthold ein neues Standardsystem für typografische Maße ein, bei dem 1 Punkt 0,376065 mm entspricht. Im Jahr 1893 eröffnete Berthold Niederlassungen in Stuttgart und St. Petersburg, und im Jahr 1918 eröffnete er neue Niederlassungen in Leipzig, Riga, Budapest und Wien und wurde so zur größten Schriftgießerei der Welt. Ab 1958, als die Diatype-Maschine eingeführt wurde, stellte das Unternehmen Fotosatzmaschinen her. 1967 stellte die H. Berthold AG die Diatronic vor, ihre erste tastaturgesteuerte Fotosatzmaschine. Das Wachstum der großen und angesehenen Bibliothek der H. Berthold AG mit Originalschriften von einheitlicher Qualität wurde von Günter Gerhard Lange geleitet. Er begann seine Tätigkeit im Unternehmen 1950 und war von 1961 bis 1990 künstlerischer Leiter. Lange überwachte die Produktion der Berthold-Schriftenbibliothek, die aus einer Reihe von exklusiven Entwürfen sowie aus lizenzierten Schriften anderer Foundrys bestand - insgesamt mehr als 2000 Schriften. In den späten 1970er und 1980er Jahren begann die H. Berthold AG mit der Konvertierung ihrer Bibliothek in ein digitales Format und produzierte schließlich eigene digitale Versionen ihrer gesamten Bibliothek unter Verwendung des Ikarus-Systems. Im März 1991 gaben Adobe Systems und die H. Berthold AG die Freigabe der ersten PostScript-Versionen der Berthold Exklusiv-Schriften gemäß einer Vereinbarung zwischen der H. Berthold AG und Adobe bekannt. Bis 1999 vermarktete Adobe seine Versionen der 365 Berthold Exklusivs im Rahmen von Vereinbarungen mit der H. Berthold AG und später mit Berthold Types Limited. Diese PostScript-Versionen der 365 Berthold Exklusiv-Schriften sind als Adobe Berthold BE Fonts bekannt. Die H. Berthold AG erstellte zwischen 1991 und 1993 auch unabhängig PostScript-Versionen der gesamten Berthold Exklusiv Collection (über 800 Schriften) sowie markenrechtlich geschützte Schriften, die von anderen Foundrys lizenziert wurden. Diese PostScript-Versionen sind als Berthold BQ Fonts bekannt. Die starken Marktumstrukturierungen in der Druckindustrie in den 1990er Jahren hatten große Auswirkungen auf die H. Berthold AG: 1993 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Es wurde eine Nachfolgegesellschaft H. Berthold Systeme GmbH gegründet, die jedoch 1996 endgültig aufgelöst wurde. Die in Chicago ansässige Berthold Types Foundry erwarb die Berthold Exklusiv Collection und andere Rechte von der Berliner Nachfolgegesellschaft H. Berthold Systeme GmbH. Die Berthold Types Foundry bietet nun digitale Versionen der "Exklusiv"-Berthold-Schriften sowie weitere Schriftentwürfe aus der ursprünglichen Berthold-Bibliothek an.